4. Preis: Wettbewerb Parkhaus Künzelsau
Städtebauliches Konzept
Die Anforderungen an das neue Parkhaus sind vielschichtig: Es ist Quartiers- und Stadtentree, Bindeglied zwischen Busbahnhof, neuer Stadtachse, Kaufland, Kreishaus, Stuttgarter Straße, Radweg und Forstamt. Der Entwurf nimmt grob die Vorgaben der Gebäudekanten aus dem Rahmenplan auf. An der Quartierszufahrt von der Stuttgarter Straße springt die Nordfassade zurück, um die optische Lenkung in das Quartier mit dem Kaufland als Gegenüber zu verstärken. Am Anfang und Ende der südlichen Erschließungsstraße weitet sich der Straßenquerschnitt auf. Im Westteil um die Gebäudekante des Kreishauses aufzunehmen, den Verkehrsknoten im Zufahrtsbereich zur Erschließungsstraße aufzuweiten und aufzuwerten.
Die Ausbildung von fünf oberirdischen Geschossen im diesem Bereich betonen den Haupteingang und formulieren ein adäquates Gegenüber dem Ende der neuen Stadtachse. Die Aufweitung im Ostteil ergibt die Möglichkeit, die dort entstehende Böschung mit Treppenanlage zum begrünten Aufenthaltsbereich zu gestalten, und somit auch die bestehende Grünfläche östlich des Radweges in die Erschließungsstraße zu entwickeln. Diese Aufweitungen weichen die harte Kante aus dem Rahmenplan gegenüber der Nordfassade des Kreishauses deutlich auf.
Erschließung
Die Zufahrt zum Parkhaus befindet sich im Ostteil der Erschließungsstraße um ggf. auftretenden Rückstau schon in der Straße aufnehmen zu können. Die Ausfahrt befindet neben der Zufahrt, die zugehörige Schrankenanlage in der Erschließungsstraße, um ggf. auftretenden Rückstau bei der Ausfahrt ebenfalls in der Erschließungsstraße aufnehmen zu können. Die Anbindung des östlichen Radwegs erfolgt schon im 2. Untergeschoss im Bereich der Unterführung zum Busbahnhof. Hier sind auch die Fahrradstellplätze und die optionale Radstation angeordnet. Der Fußgänger kann sich über drei Treppenhäuser in das Parkhaus erschließen.
Im Inneren werden die PKW-Stellplätze in allen Geschossen über die beiden Fahrgassen erschlossen, welche als Vollrampenanlage ausgebildet sind. In jedem Geschoss gibt es im Bereich des Treppenhauses 3 eine Wendemöglichkeit. Im Zusammenspiel mit einer Reststellplatzanzeige ist ein reibungsloser Fahrverkehr im Parkhaus somit gegeben. Die Tiefgarage des Kreishauses kann im 1. Untergeschoss unter dem Ein-/Ausfahrtsbereich an das Parkhaus angebunden werden. Die Fußgänger können sich entlang der Stellplätze auf ausgewiesenen Fußwegen entlang der Fahrgasse zu den jeweiligen Treppenhäusern erschließen.
Architektonisches Konzept
Die sich aus der Vollrampe ergebende „Spirale“ erfährt der Nutzer innen, indem er sich durch die Holzrahmen zu den Stellplätzen erschließt. Durch die Vollrampe ergeben sich keine Flächenverluste durch zusätzliche Rampenbauwerke, was dem Entwurf die Möglichkeit gibt einen Innenhof auszubilden. Durch den Innenhof und die Lichtschächte an der Nord- und Westseite ist es möglich das Parkhaus auch in den Untergeschossen als offene Garage auszubilden.
Die Fassade ist als semitransparente Fassade mit Edelstahlnetzen vorgesehen und arbeitet die Spirale durch die Betonung der „Geschosse“ heraus. Die massiven Deckenplatten kragen für den Sonnenschutz, den konstruktiven Holzschutz und ggf. als Brandriegel für Nachnutzungen einen Meter über die Stellplätze. Das Netz ist Absturzsicherung und Rankgerüst für die in den bodennahen Geschossen vorgesehene bodengebundene Fassadenbegrünung.
Die Rundungen/Winkel des Edelstahlnetzes lassen je nach Blinkwinkel die Fassade offen (frontaler Blick), bzw. geschlossen (seitlicher Blick) erscheinen und heben die Spirale zusätzlich hervor. Beim frontalen Blick sollen die dann von unten sichtbaren Holzrahmen die „innere“ Spirale des Parkhauses nach außen abbilden. Die bodengebundene Fassadenbegrünung, hauptsächlich an der Ostseite des Parkhauses bildet ein verbindendes Gegenüber zu dem Baumbestand entlang des Radweges bzw. Forstamtes.
Konstruktion und Materialien
Der Entwurf ist als Holzhybrid ausgelegt. Die Holzrahmen in den Stellplatzbereichen sind als Träger und Stützen in Baubuche, Verbindungen und Aufständerungen der Holzstützen sind in verzinktem Stahl vorgesehen. Die Geschossdecken sind als Stahlbetonfertigteile mit aussteifenden Verbindungen an den Auflagern auf den Holzträgern ausgelegt. Die Decken erhalten eine parkhausgerechte Oberflächenbeschichtung. Die Treppenhäuser, flankierende Wände am Innenhof und die Hauptstütze im Wendebereich sind als massive Bauteile in Stahlbeton ausgelegt. In Verbindung mit Stahlbetonträgern bilden die massiven Bauteile das aussteifende Skelett des Parkhauses. Erdberührende Außenwände/Bodenplatten in den Untergeschossen sind in WU-Beton vorgesehen. Die Decke des obersten Geschosses erhält eine extensive Dachbegrünung mit aufgeständerter Photovoltaik. Die Treppenhäuser/Eingänge erhalten eine Einfachverglasung als Wetterschutz. Die Einbauten/Nebenräume sind als gedämmte Holzrahmenkonstruktionen mit Holz-/Glasfassaden vorgesehen.
Nachnutzungskonzepte/Ideenteil
Der Entwurf bietet die Möglichkeit, in den oberen Regelgeschossen über die drei Treppenhäuser jeweils drei Nutzungseinheiten pro Geschoss zu erschließen und zu entfluchten. Durch leichte Einbauten als Boxen aus gedämmten Holzrahmenkonstruktionen bzw. Systemwänden lassen sich verschiedenste Nachnutzungen wie z.B. Büroräume, Boardinghouse oder Atelier-/Proberäume abbilden. Die Haupträume können in den Einheiten an der Außenfassade liegen, Nebenräume am offenen Innenhof. Durch die Anordnung möglicher Nachnutzungen von oben nach unten und die geschossigen Wendemöglichkeiten bleibt der Parkhausbetrieb in den „verbleibenden Geschossen“ gewährleistet. Flexibilität bei maximaler Flächenausnutzung steht dem Auslober für mögliche Nachnutzungen somit zur Verfügung. In den Nutzungseinheiten wären dann die Hauptflure mit einem Gefälle von ca. 3% auszubilden. Durch die lichte Geschosshöhe von 2.15m unter den Trägern können die an den Hauptflur angeschlossenen Räume/Podeste dann mit einem Ausgleichsbodenaufbau versehen werden, um diese Flächen eben auszubilden und unter den Trägern eine lichte Durchgangshöhe von 2.0m zu gewährleisten. Im Trägerzwischenraum (Höhe 60cm) verbleibt ausreichend Höhe für z.B. Dämmung der Decken und TGA- Installationen.