Wettbewerb BIZ Weissenhof I Endrunde
ARCHITEKTUR
Resultierend aus dem Raumprogramm und der dem Entwurf zugrunde liegenden Idee eines öffentlich zugänglichen Dachgartens mit Café entwickelte sich die Form für das Besucher- und Informationszentrum am Weissenhof.
Zwei versetzt ineinander geschobene Keile bilden zur Adresse in Richtung „Am Kochenhof“ und dem Platz Richtung Kunstakademie jeweils einen Zugang auf das Dach. Die leicht zurückversetzte Fassade im Eingangsbereich führt Besucher hin zur Außen-Treppe und öffnet das Gebäude zur Weißenhofsiedlung. Zwei große „Schaufenster“ zur Straße und zum Platz bilden im Zusammenspiel mit der Gebäudeform eine direkte Sichtbeziehung entlang der inneren Nord-Süd-Achse. So einladend und offen die Nord- und Südseite des BIZ gestaltet sind, so zurückhaltend wirken die der Siedlung und Brenzkirche zugewandten Fassaden.
LAGE / STÄDTEBAU / ERSCHLIESSUNG
Das Besucherinformationszentrum füllt das gegebene Baufeld in allen Dimensionen aus, markiert in Richtung Straße den Auftakt zur Weißenhofsiedlung und definiert in Richtung Kunstakademie den Platz. Die leicht zurück versetzte Südfassade im Erdgeschoss öffnet das Gebäude hin zur Weißenhofsiedlung und akzentuiert den Eingang. Erschlossen ist das Gebäude zudem von der Straße, wie auch vom Platz aus über flach ansteigende, diagonal angeordnete Außentreppen. Sie laden ein, das Gebäude auch außerhalb von Café oder Ausstellungsbesuch zu erleben und lassen das BIZ zum selbstverständlichen und gewinnbringenden Teil des Campus werden. Die gegenläufige Höhenentwicklung innerhalb des kompakten Baukörpers schafft eine maßstäbliche Verbindung zwischen dem Großen der Akademiebauten und dem Kleinen der Weißenhofsiedlung.
Die Positionierung des Aussichtspunkts oberhalb des Cafés setzt den Besucher in die Sichtachse zwischen Brenzkirche und Weißenhofsiedlung und lässt ihn die weltbekannten Bauten aus einem neuen Blickwinkel als ein zusammengehöriges Ganzes erfahren.
Während die Besucher insbesondere über den Haupteingang in das Gebäude geführt werden, erhalten Mitarbeiter zudem einen separaten Eingang aus Richtung „Am Weißenhof“ kommend, der direkt in die Büroräumlichkeiten führt. Die innere Erschließung erfolgt barrierefrei bis zum Café im Obergeschoss.
MATERIALITÄT
Die Wahl der Materialien beruht auf der Idee, eine nach Cradle-to-Cradle-Richtlinien und im Zusammenhang mit der großzügigen Dachnutzung geplantes Gebäude zu errichten. Alle Materialien sind nachhaltig im Sinne eines natürlichen Ursprungs oder wahlweise aus recycelten Kunststoffen. Nach C2C werden nur solche Materialien verbaut, die am Ende des Lebenszyklus des Gebäudes sortenrein trennbar sind und so dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden können.
Errichtet wird das Gebäude aus diesem Grund auf einer Bodenplatte aus Betonblöcken, nach Möglichkeit aus Recycling-Beton. Darauf entsteht ein Holzbau. Der Gebäudekern und die tragenden Wände werden dabei aus „TRIQBRIQ“ gebaut. Dieses mikro-modulare zirkuläre Holzbausystem wird leimfrei auf der Baustelle aufeinander gesteckt und mit Buchenholzdübeln miteinander verriegelt. Diese lassen sich unkompliziert lösen und die Blöcke so jederzeit um- oder abgebaut werden. Der Hersteller mit Sitz in Tübingen produziert CO2-neutral und bezieht sein Holz so regional wie möglich. So wird nicht nur CO2 gebunden im Holz, auch der CO2-Ausstoß bei Herstellung und Transport sind auf ein Minimum reduziert. Decken werden aus massivem Brettschichtholz gebaut.
Das Gebäude soll dem Besucher von innen wie außen als Holzbau erfahrbar gemacht werden. Aus diesem Grund wird, wo möglich, auf eine Verkleidung der Holzbausteine größtenteils verzichtet. Wo verputzt wird, kommt ein Lehmputz zum Einsatz. Gedämmt wird überwiegend mit Mineralwolldämmung. Auf dem Dach kommt aufgrund der höheren Belastung eine Dämmung aus Glasschaum zum Einsatz.